Andrea und Ralf Budweiser aus Gschwend

Ralf liebt Andrea. Andrea liebt Ralf. Seit 1999. Fertig. Und geheiratet wurde 2007. Vorher mal schnell ein Haus gebaut in Gschwend. Mit beheizbarem Außenpool. So einfach ist das. Total normal. Zwei liebenswerte Menschen, die man sofort ins Herz schließt. Beide sind voll berufstätig, im Büro und als Zimmermann. Und Ralf ist ein „Bulldogfahrer“ von der Pike auf – so nennt man im süddeutschen Raum die „Schlepperfans“, auf neudeutsch: Traktorfreaks. Ralf ist Vorsitzender im heimischen Oldtimer Traktorverein und bei der Feuerwehr – ein echter Retter. Und nicht nur dafür liebt Andrea ihren Ralf.

Wie Ralf und Andrea ein Paar wurden
Kennengelernt haben sich beide 1999 auf dem Badeseefest, und zwar beim „Brühzuberrennen“, das ist ein origineller Wettkampf in Holzzubern, der seit 1977 jedes Jahr anlässlich des „Badseefeschd“ von der DLRG am Badesee in Gschwend veranstaltet wird. Andrea (Jahrgang 1981) war als Zaungast und er mit seinen Kumpels (Hau-Ruck-Reißenhöfle) unterwegs. Gepaddelt wurde um die Wette – Ralf und seine Kumpels haben gewonnen. Ralf (Jahrgang 1976): „Über einen Feuerwehrkameraden habe ich ihre Telefonnummer organisiert, und dann habe ich irgendwann angerufen und sie ausgeführt. Am Weihnachtsmarkt in Stuttgart hats dann gefunkt – da haben wir das erste Mal geknutscht.” Und seitdem sind sie ein unzertrennbares Paar.

Ralf und Andrea gehen gemeinsam durch dick und dünn – im wahrsten Sinne dieser Redewendung – denn das bedeutet, dass sich beide – „ohne Wenn und Aber“ – in allen Lebenslagen beistehen.

Andreas Epilepsie Erfahrungen
Andrea hat seit ihrer Geburt Epilepsie und hatte Zeit ihres Lebens immer viele Anfälle, hauptsächlich nachts – die meisten nächtlichen Anfälle erlebt sie nach wie vor nicht bewusst und Andrea möchte ausprobieren, ob NightWatch das Paar unterstützen kann, alle nächtlichen Anfälle zu erfassen und bei Bedarf Notfallmedikamente rechtzeitig zu verabreichen.


Seitdem Andrea vor 3 Jahren mit ketogener Ernährung angefangen hat, hat sich die Heftigkeit ihrer Anfälle allmählich reduziert. „Früher habe ich mit Armen und Beinen ausgeschlagen, seit der Umstellung der Ernährung habe ich keine extrovertierten Anfälle mehr, nur noch Verkrampfungen, und die Anfälle kommen meist in der Nacht gegen 1 Uhr“. Sie hält sich diszipliniert an die Ernährungsvorgaben und es geht ihr seitdem insgesamt besser. Eine Operation wurde in ihrem Fall ausgeschlossen, da das Risiko der Beeinträchtigung des Sprach- oder motorischen Zentrums zu hoch wäre. „Wenn ich einen Anfall bekomme, habe ich manchmal vorher eine Aura und kann diesen dann mit 0,5 mg Tavor unterdrücken, die Notfallration liegt immer auf dem Nachtkästchen bereit”

Als Andrea jünger war, haben die Medikamente zu unkontrollierter Gewichtszunahme geführt und erst diverse Medikamentenumstellungen haben ihr wieder zu einem normalen Gewicht verholfen. „Ich habe mal 120 Kilo gewogen, erst als ich die Medikamente umstellte, sind die Kilos gepurzelt und ich habe jetzt auch schon einige Straffungsoperationen hinter mir.“ Ralf hilft bei der Wundheilung. „Der Arzt hat mich gefragt, ob ich Blut sehen kann“. Als Feuerwehrmann kein Problem. Andrea „Er musste mich 3 Monate am Po tamponieren, weil sich eine Wundheilungsstörung eingestellt hat“. Als Ralf an Krebs erkrankt, war sie für ihn da. Und auch bei diversen anderen Erkrankungen von Ralf halten die beiden so zusammen, dass am Ende alles wieder gut läuft.

Ich habe Ralf und Andrea bei einem Seminar des Landesverbandes Epilepsie Baden-Württemberg kennengelernt. Kurz vorher hatte sie ein tieferliegendes EEG an der Universitätsklinik Tübingen, wobei sich in dem ganzen Prozess eine Entzündung im Gehirn mit einem Abszess entwickelt hat. Die anschließende Reha hat Andrea am Bodensee in Konstanz verbracht. Ralf hat sie regelmäßig besucht mit dem eigenen Camper „Ich hatte in Konstanz einen Platz am Campingplatz direkt am Wasser, das war schön“ – und das ist auch eines der weiteren Hobbies des Paares – Ausflüge mit Wohnwagen, gerne in der Bodenseegegend, Touren mit dem Fahrrad und stressfrei die Natur genießen.

Andreas und Ralfs Tipp für Epilepsiebetroffene
Offen und selbstbewusst mit der Krankheit umgehen, sie nicht in den Mittelpunkt des Lebens stellen, sich nicht von der Krankheit beherrschen lassen.

Andrea ist mit ihrer Epilepsie immer offen umgegangen – auch gegenüber Ralf – von Anfang an. Ralf hatte vorher nichts von Epilepsie gewusst und er liebt seine Andrea genauso wie sie ist. Wenn sie nachts einen längeren schweren Anfall hatte, hat er einen Krankenwagen gerufen. „Epilepsie ist halt Alltag, Probleme gibt’s immer nur nachts, wenn sie ausschlägt und ich mit einem blauen Auge aufwache – manchmal kriegt sie dann halt eine zurück“. Darüber müssen beide herzhaft lachen.

Eine NightWatch-story von Birgit-Elisabeth Langen, Februar 2022